Bühnengesellschaft Sieglar -

Die Volksbühne 1919/62 e.V.

 
2010: Nachdem die letzten Jahre doch recht ruhig verlaufen waren und die Stimmungs-Amplituden innerhalb des Vereins wenige Ausschläge hatten, sollte es in den kommenden Jahren wieder anders werden. Und das leider nicht zu Gunsten des Vereins. Mit der Jahreshauptversammlung im Februar bedankt sich die Vorstandsvorsitzende Dr. Ursula Zängl für die schöne und gewinnbringende Zeit im Verein und möchte nun der „jungen Garde“ das Zepter und die Führung überlassen. Neuer Vorsitzender wird Matthias Loll, womit ein drittes Mal innerhalb des Vereins der Sohn eines schon mal amtierenden Vorsitzenden in dieses Amt gehoben wird. Während die Proben für das Frühjahrsstück schnell und gut ans Laufen kommen, zeichnet sich schon recht früh ab, dass der Vorstand – selbst auf mehrmalige Anfrage hin – nur wenige oder gar keine Zahlen zu den Veranstaltungen, wie z.B. dem Frühjahrsstück „Eins plus Eins gleich Chaos“ und dem Ochsenfest, vorgelegt bekommt. Um das Geschehen und die Entscheidungen im Verein schneller und unkomplizierter steuern zu können, einigt man sich darauf, den Vorstand zu verkleinern und streicht zunächst die Posten der Spielersprecher im Frühjahr und Herbst. Bei der erweiterten Vorstandsitzung im Herbst fehlen zur Planung der kommenden Veranstaltungen in 2011 wieder die Zahlen der Vorjahre. Etwas mehr Planungssicherheit zeigt sich hingegen bei der technischen Modernisierung des Vereins und man beschließt noch an dem Abend eine Headset-Anlage zu kaufen. Der von der Spielleiterin Annelie Wiedenau inszenierte Krimi von Agatha Christie „Die Mausefalle“ ist ein großer Erfolg und entblößt die geheimen Vorlieben der Sieglarer für dieses Genre. Überdacht werden muss allerdings die Doppelbesetzung bei einigen Rollen, da diese nicht immer zur Probenmoral beitragen und mitunter zu Streit innerhalb der Gruppe führen. Das gescheiterte Experiment der Doppelbesetzung ist in diesem Jahr eine Lehre und findet keine Wiederholung. Obwohl das Jahr fast zu Ende ist, steht noch das Schlimmste aus: Das Fehlen der finanziellen Auswertungen über die Aufführungen – jetzt auch im Herbst – brachte neuerliche Verwunderungen im Vorstand, mit dem Ergebnis, dass der Sache investigativ auf den Zahn gefühlt wird. Bei der Durchsicht der Kontoauszüge wird schnell klar, warum die Zahlen nicht mehr vorgelegt werden und der Verdacht der vorsätzlichen Bereicherung an Vereinsgeldern erhärtet sich…
 
2011: Mit den detektivischen Nachforschungen beginnt zunächst die 2. Vorsitzende (Daniela Hammer) allein – und nachdem sich der Anfangsverdacht erhärtet, weiht sie den 1. Vorsitzenden (Matthias Loll) ein um das wohl düsterste Kapitel der BGS aufzudecken. Neben den Einnahmen der Aufführungen in 2010, wurde auch der für eine Kinder-Spende vorgesehene Tombola-Erlös veruntreut. Je tiefer man den Fall im Dezember 2010 und dann Anfang 2011 aufrollt desto erschreckender wird er. Über die Konten der BGS wurden im großen Stil private Rechnungen, Kino-Besuche und private Einkäufe bei Saturn bezahlt. Und was dem Verein um ein Haar das Genick bricht und den finanziellen Exitus bedeutet, ist ein auf Raten finanzierter Fernseher in Höhe von 10.000 EUR. Die kriminellen Machenschaften des bis dato amtierenden Geschäftsführers waren ihm in seiner Amtszeit nicht anzusehen und schlugen ein wie eine Bombe. Auch hätte es gar nicht so weit kommen müssen wenn die Kassiererin ihrer Pflicht, der Kassen-Prüfung, kontinuierlich nachgekommen wäre. Eine Konstellation, die den Vorstand Anfang des Jahres vor einen riesigen Scherbenhaufen stellt. In einer stimmungsgeladenen Mitglieder-Versammlung bei der der Vorstand das Geschehene beichtet, beschließt man den Geschäftsführer nicht anzuzeigen, da damit die Aussichten auf Rückzahlung des geklauten Geldes am Höchsten sind. Es wird ein Vertrag mit dem Geschäftsführer darüber aufgesetzt, was genommen und was in Raten zurückgezahlt werden muss. Auch wenn die BGS auf einem Teil des veruntreuten Geldes sitzen bleibt, die Ratenzahlung sich noch zwei Jahre hinziehen und das Thema immer wieder in aller Munde ist, kann man in diesem Jahr das Gröbste in der Sache aufarbeiten. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass manche Erwachsene und Kriminelle nicht dazulernen und gleiches Unheil durch Besagten den Mitgliedern eines neu-gegründeten Theatervereins in Troisdorf-Spich und später in 2014/2015 den „Theaterfreunden Troisdorf“ widerfuhr. In diesem Jahr wurde „Die Bierverschwörung“ aus der Feder des 1. Vorsitzenden Matthias Loll inszeniert. Entsprechend der vielen Turbulenzen im Verein, wird das Stück leider nur mäßig besucht. Holger Krämer wird nach den Kapriolen als neuer (alter) Geschäftsführer bestellt und setzt sich zunächst im Vorstand mit der Idee, sich auf weniger festliche Aktivitäten und der Streichung von Karneval, Ochsenfest, etc. zu konzentrieren, durch. Statt vier werden jetzt auch nur noch drei Aufführungen bei dem Herbststück: „Ein Mord wird angekündigt“ gegeben. Insgesamt ist die Spannung hoch und die BGS-Festung stark eingerissen. Man spürt zunehmend eine Zweiteilung – auch wegen des Betrug-Falls im Verein und so wird z.B. dem neuen Geschäftsführer die Sucht nach Alleinherrschaft vorgeworfen. Allen ist klar, dass in der BGS ein großer Scherbenhaufen beseitigt werden muss und dies die Aufgabe des Vorstandes in den kommenden Jahren ist.
 
2012: Auch in diesem Jahr muss sich der Verein den Nachwehen der zwei Vorjahre im Betrugsfall stellen, so dass der Großteil der Energie in die Lösung dieses Konfliktes fließt und die Frühjahrsinszenierung „Isch liebä disch“ kaum umworben und schlecht besucht wird. Entsprechend der Stimmung im Verein sind die Besucherzahlen nicht der „Kracher“. Das einzig Positive: Thomas Spilleke wird wieder als Mitglied und Spielleiter angeheuert. Während man sich für die Herbstspielzeit weitere Kriminalstücke wünscht, da diese in Sieglar gut ankommen, müssen auf der Jahreshauptversammlung händeringend neue Ämter besetzt werden. Unter anderem der Posten des 1. Vorsitzenden, dem der Spaß an seinem Amt aufgrund der Vorkommnisse, vergangen ist und den des Geschäftsführers, Holger Krämer, der seinen Posten lediglich interimsmäßig bekleidet hat. Da für Matthias Loll kein Nachfolger gefunden werden kann, löst im geschäftsführenden Vorstand lediglich Beate Philipsen den amtieren Geschäftsführer Holger Krämer ab. Erwähnt sei noch, dass das Mitglied Hilde Klein die Ehrenmitgliedschaft für ihre langjährigen Verdienste im Verein erhält. Aufgrund des noch mangelnden Aktivismus, den Verein wieder auf Vordermann zu bringen, wird die Teilnahme am Ochsenfest abgesagt und traurigerweise auch das anlässlich des 50-jährigen Bestehens geplante Fest der BGS. Immerhin schaffen es die wenig Wehrhaften aber ein privates Grillfest zu organisieren, bei dem man sich wieder näher kommt. Mit dem Stück „Die Mordschule“ im Herbst scheint man das Tal der Tränen vorerst durchschritten zu haben, da man beim Publikum wieder auf mehr Gegenliebe stößt. Ein für dieses Stück in die Wege geleitetes Schauspieltraining mit der Bonner Regisseurin Babette Dörmer versetzt – neben einer guten Regiearbeit – der Inszenierung zusätzlichen Schwung.
 
2013: Ähnlich dem vorangegangenen Herbststück wird auch das Frühjahrsstück „Der nackte Fensterputzer“ wieder besser besucht. Einzige Panne, die man in dieser Spielzeit hinnehmen muss, ist die Zwangspause von vier Wochen zwischen der zweiten und dritten Aufführung. Dieses Mal war man leider nicht schnell genug um die KÜZ für vier aufeinanderfolgende Termine zu mieten. Der Moral tut dies aber keinen Abbruch und auch die vierte Inszenierung geht mit einem guten Gefühl der Akteure und viel Applaus der Zuschauer zu Ende. Da Matthias Loll sein Amt weiterhin gerne abgeben möchte und inzwischen ein Nachfolger gefunden wurde, übernimmt Christian Schäfer interimsmäßig den Vorsitz des Vereins für die zweite Hälfte der Wahlperiode. Mit dem herausfordernden Krimi „Und dann gab´s keines mehr“ kann der 1. Vorsitzende auch gleich auf der Bühne sein Bestes geben. Doch bevor es soweit kommt, überrollt den Verein ein Desaster mit dem Spielort: Die traditionell bespielte KÜZ steht kurz vor den Inszenierungen unter Wasser und muss ein halbes Jahr lang grundrestauriert werden. Das kurzfristige Ausweichen in die Schulaula des Sieglarer Heinrich-Böll-Gymnasium schmeckt dem Publikum gar nicht. Die mit der KÜZ bereits gedruckten und verteilten Plakaten und Flyern führen zu Irritationen, mit dem Ergebnis, dass der erhoffte Zuschaueransturm nicht so hoch ist wie zunächst gehofft. Die neue Strategie des Vorstandes ist, ab sofort wieder wesentlich mehr im Verein für die Mitglieder, Freunde und Zuschauer zu tun: Neben dem Sommergrillen wird auch die Weihnachtsfeier ein voller Erfolg.
 
2014: Das Jahr beginnt mit dem Knaller „Der Sauna-Gigolo“, der finanziell wie auch besuchermäßig neue Maßstäbe setzt und den Verein in neuer Stärke zeigt! Neben dem Besuch von Bürgermeister und Co sind auch alle Sieglarer aus dem Häuschen und schwer von den Akteuren und den auf der Bühne realisierten Ideen vom Spielleiter Thomas Spillecke begeistert. Einzig negativer Punkt: Eine Mitspielerin stellt nach einem Streit mit dem Spielleiter den Vorstand vor die Wahl, dass sie nur dann spielt wenn der Spielleiter bei der letzten Vorstellung nicht anwesend ist. Aus Mangel an Optionen lässt sich der Vorstand erpressen, schmeißt die Spielerin aber danach aus dem Verein. Auf der Jahreshauptversammlung ist man sich sicher, dass man mit den in die Wege geleiteten Maßnahmen wieder auf vollem Kurs ist und der gesamte geschäftsführende Vorstand, inklusive des Interimsvorsitzenden Christian Schäfer, wird im Amt bestätigt. Für die Zukunft schreibt sich der Vorstand so einiges auf die Fahne: Man möchte mittelfristig statt der 80 wieder 100 und mehr Mitglieder im Verein haben, es soll eine neue Homepage erstellt werden, über eine Kinder- und Sketch-Gruppe soll nachgedacht werden, die Verbindung zu befreundeten Vereinen soll forciert und Sponsoren gefunden werden. In diesem Jahr zeigt man sich auch wieder beim Ochsenfest. Der Erfolg und Spaß ist so groß, dass man im Folgejahr einen neuen Stand, Grill und Zubehör kaufen möchte. Die Idee der Sketch-Gruppe wird so schnell realisiert, dass ein Auftritt der Gruppe schon im Sommer zustande kommt. Mit einem kleinen ersten Sketch-Programm zeigt man sich bei 40 Grad vor halbnackten Leuten in der Aggersauna. Es folgt im August ein Ausflug auf die Drachenburg mit einer Geisterführung durchs Schloss. Der Herbst schließt an den Schwung dieses Jahres an: Neben einem neuen Zuschauerrekord im Herbst ist vor allem die herausragende Leistung der 2. Vorsitzenden, Daniela Hammer, bemerkenswert. In der Hauptrolle des Krimis „Keine Leiche ohne Lily“ steht sie ohne eine einzige Unterbrechung auf der Bühne und hält die Spannung auf hohem Niveau. Kurioserweise probt ein befreundeter Theaterverein zur gleichen Zeit das gleiche Stück, mit dem Ergebnis, dass sie dieses aufgrund der Unzufriedenheit durch den übergroßen Textanteil der Hauptrolle und der leider kleinen Nebenrollen abbrechen. Neben einem neuen 4x4 Meter großem Empfangs-Banner mit Vereinslogo, wird der neue Service-Auftritt des Vereins auch mit neuen bestickten Schürzen und Polos aufgefrischt. Statt in der bisherigen Farbe „blau“ zeigt sich der Verein von fortan in „weinrot“. Die verbesserte Organisation im Vorstand mit der Wiedereingliederung der Spielleiter als Vorstandsposten und vor allem die Schaffung eines Service-Leiters (Ute Schmitz-Bergfelder) als Vorstandsposten läuft wesentlich stressfreier als in den letzten Jahren und zur großen Freude von Vorstand und Besuchern. Ein weiteres Novum im Verein ist das neue Auswahlverfahrens der gespielten Stücke. Ab sofort werden zwei Termine abgehalten, bei denen alle Mitglieder Bewerbungen einreichen können – einer zur Vorstellung der Stücke und der zweite schließlich zur Abstimmung. Neben einem erneuten Schauspielkurs werden auch die Programmpunkte der Weihnachtsfeier mit Sketchen, Tombola, Nikolaus und Live-Musik aufgefrischt. Insgesamt erlebt der Verein das wohl bislang beste finanzielle und zuschauerzahlenstärkste Jahr.
 
2015: Die neue Sketch-Gruppe lässt sich – wie schon in 2014 – nicht von entblößten Zuschauern abschrecken und gibt einen weiteren Auftritt vor nackten Menschen in der Aggersauna. Das 50-minütige Programm mit ca. 15 Sketchen sorgt für viel Spaß und Anklang unter Akteuren und Zuschauern. Leider fehlt nach dem Sauna-Auftritt aber die zielstrebige Probenmoral, so dass das Projekt „Sketche“ vorerst wieder im Sande verläuft. Für die Inszenierung des Frühjahrsstückes meldet sich Bernd Philipsen – konkurrenzlos. Die Vorstellung der Stücke ist sehr detailliert und durchdacht, so dass die Versammlung sich einen guten Überblick verschaffen kann. Das Stück mit der größten Erfolgsgarantie muss aber leider abgelehnt werden, da der Vorstand einen Konflikt zwischen den lediglich vier zu vergebenden Rollen aber 12 Interessenten sieht. Stattdessen wird „Alles Mafia, oder was“ als das einzige tauglich Stück gewählt und bereitet – trotz der guten Vorbereitung des Spielleiters – von Beginn an etwas Kopfzerbrechen. Man stellt fest, dass die Lacher fehlen und obwohl die Proben gut vorbereitet sind, kommt nicht der nötige Schwung auf. Auch mangelt es etwas am Zusammenhalt innerhalb der Gruppe. Schließlich muss man sogar darüber nachdenken, einzelne Personen von der Spieltätigkeit zu entbinden. Die Aufführungen sind dann – wider der Bedenken – gar nicht so schlecht. Auch wenn die Gesamtzuschauerzahl des Vorjahres nicht in den Schatten gestellt werden kann, so knackt man erstmals die 300er-Schallmauer bei einer einzelnen Vorführung – der Senioren-Vorstellung mit Kaffee und Kuchen. Die Jahreshauptversammlung verläuft recht unspektakulär da alle soweit zufrieden sind und an den gesteckten Strategien des Vorstandes festhalten. Was allerdings verstärkt in Angriff genommen werden soll und muss sind neue Werbemöglichkeiten über Social-Media und die klassische Presse. Auf dem Ochsenfest gibt der angekündigte neue Würstchenstand dem Verein ein modernes Gesicht mit neuem Pavillon, Grill und Kinderattraktionen. Die alljährliche Sommertour führt die hartgesottenen Mitglieder mit dem Fahrrad und die maritime Fraktion mit dem Schiff zur alten Steffens-Brauerei nach Linz. „Die bessere Hälfte“ schwingt sich dann im Herbst zur wohl größten spielerischen Herausforderung der letzten Jahre auf, da viele Szenen gleichzeitig gespielt werden und das Timing absolut stimmig sein muss. Das Publikum vergleicht die Inszenierung mit Profibühnen aus Köln und Bonn und neben dem großen Zuspruch für die Darsteller gebührt der Spielleiterin Claudia Vey mit ihrem perfekten Auge für das Funktionieren des Ganzen und der Details ein großer Anteil daran. Die Weihnachtfeier schließt das Jahr mit einem durchdachten Programm voll Sketche, Essen, Tombola und Nikolaus.
 
2016: Das Jahr startet mit sehr intensiven Proben und einer tollen Moral bei der aktuellen Frühjahrs-Komödie „Barfuß im Schnee“. Und während die Schauspieler der Premiere entgegenfiebern, hat das Warten bei einem anderen Projekt ein Ende: Die neue Homepage geht Mitte Februar ans Netz…
 

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